Als wären sie Red Hot Chili Peppers
6. August 2010 | Von Lars Peters
Ganz nah dran am Vorbild: Chili con Pepper setzten gestern Abend ein musikalisches Highlight.
Wilfried Bossen hat es gewusst: Die 29. Hafentage warten mit einer außergewöhnlichen musikalischen Mischung auf, verkündete der von der Hafen Event GmbH verpflichtete Organisator bereits vor einem Monat bei der Vorstellung des Programms im Brustton der Überzeugung. Wenn es denn nach den Gigs von Zack Zillis und United Four am Eröffnungstag überhaupt noch eines Beweises für diese These bedurfte, so wurde der spätestens gestern Abend auf der Stadtwerke-Bühne an der Slipanlage geliefert: Im Schatten des Rathauses gaben die vier Jungs von Chili con Pepper ihre Visitenkarte ab.
Chili con Pepper? Heißen die nicht eher Red Hot Chili Pepper? Nein, doch Achtung: Es besteht absolute Verwechslungsgefahr! Diese Band ist nicht nur namentlich ganz nah dran am Original. Das Kieler Quartett tischt schärfstes „Chili“ auf, lässt vom ersten Takt an keinen Zweifel daran aufkommen, dass hier Nachahmer am Werk sind, die zusammen nicht umsonst als Deutschlands bestes Plagiat der berühmten Kalifornier gelten.
Coverbands gibt’s wie Sand am Meer – diese hier hat das Zeug zum Goldstaub. Und dabei besteht die Gruppe noch nicht einmal zwei Jahre. Hörprobe aufs Exempel: Augen zu und den Top-Hit „By the Way“ auf sich wirken lassen, zum melancholisch-melodischen „Under the Bridge“ träumen und das unvermeidliche „Californication“ genießen – Anthony Kiedis, Michael „Flea“ Balzary, Josh Klinghoffer und Chad Smith lassen grüßen. Das Imitat aus der Landeshauptstadt hat ihn punktgenau drauf, den eingängigen Mix aus Punk, Funk und Hip-Hop. Begleitet vom antreibenden Bass drückt Kiedis-Verschnitt Leif Keichel seine aufklärerischen Texte mit dem Flair eines Rappers durch die Boxen, rühmt die Tugenden von Sex und Drogen, ohne dabei die Gefahren zu verschweigen. Da übt sich einer nicht ungeschickt in Glaubwürdigkeit: Schließlich verließen in der 27-jährigen Geschichte der Red Hot Chili Peppers immer mal wieder Mitglieder die Band wegen Heroinabhängigkeit. Doch auch die Zeiten, in denen das Original für skandalöse Nackt-Auftritte mit einer Socke am Geschlecht gesorgt hat, sind vorbei. Gut für die Covertruppe, die dadurch gar nicht erst in jugendgefährdende Schwulitäten kommt. Die Show stimmt auch so. Die Kopie des Sängers fegt über die Bühne wie ein Rodeo reiter ohne Pferd, rappt ins Mikro und verausgabt sich – ganz wie sein Alter Ego. Keichels Auftritt mit Drummer Dirk Zühlsdorf, Bassist „Vichie“ und Marc Breuer an der Gitarre ist authentisch, energiegeladen und handwerklich auf höchstem Niveau. Das Publikum weiß es zu schätzen. Die Begeisterung, besonders in den ersten Reihen, ist riesig. Kein Wunder: Wahre Musikfans wissen eben, dass sie so schnell nicht wieder zum Nulltarif in den Genuss eines Konzertes mit den Red Hot Chili Peppers kommen.
Auch wenn es nicht wirklich die echte Formation ist. Die hat ihr Double im Übrigen längst im Internet geadelt – mit einem Freundschaftslink auf Chili con Peppers „MySpace“-Seite.